
Trennung unter einem Dach – geht das?
Eine Trennung ist nie einfach – vor allem, wenn die Trennung unter einem Dach stattfindet. Ob aus finanziellen Gründen, wegen der Kinder oder weil der Wohnungsmarkt kaum Alternativen bietet: Viele Paare entscheiden sich dafür, zunächst innerhalt einer Wohnung getrennt zu leben.
Doch was bedeutet die „Trennung unter einem Dach“ rechtlich? Und wann gilt eine Ehe als „getrennt“, obwohl man sich morgens noch im Badezimmer begegnet?
Was das Gesetz sagt
Laut § 1567 BGB lebt ein Ehepaar auch dann getrennt, wenn die Trennung innerhalt einer gemeinsamen Wohnung stattfindet. Die Voraussetzung ist jedoch, dass keine „häusliche Gemeinschaft“ mehr besteht. Das heißt: kein gemeinsames Leben, keine gemeinsame Haushaltsführung, keine gemeinsame Freizeitgestaltung.
Die rechtlichen Anforderungen an eine Trennung unter einem Dach sind hoch. Wer sich darauf beruft, getrennt zu sein, obwohl man noch zusammen wohnt, muss beweisen können, dass wirklich jeder Bereich des Alltagslebens getrennt wurde.
Woran erkennt man eine echte Trennung?
Stellen Sie sich die Trennung unter einem Dach so vor, als ob sie mit einem / einer Mitbewohner / Mitbewohnerin und nicht mit einem Ex-Partner / einer Ex-Partnerin.
Konkret bedeutet das:
- Getrennte Schlafzimmer: Keine gemeinsamen Nächte mehr.
- Eigene Lebensbereiche: Kochen, Putzen, Waschen – alles eigenständig.
- Finanzielle Unabhängigkeit: Keine gemeinsamen Einkäufe, keine gemeinsamen Haushaltskassen, keine gemeinsamen Konten.
- Emotionale Distanz: Keine gemeinsamen Fernsehabende oder Familienfeiern mehr.
- Trennung sichtbar machen: Auch Familie, Freunde und Nachbarn sollten wissen, dass Sie getrennt sind.
Warum das so wichtig ist
Der Zeitpunkt der Trennung spielt eine entscheidende Rolle – sowohl bei den Scheidungsvoraussetzungen, als auch bei der Berechnung des Unterhalts und des Zugewinns.
Behauptet ein der Ehegatten einen früheren Trennungszeitpunkt, muss er das auch belegen.
Mein Fazit als Fachanwältin für Familienrecht:
Trennung unter einem Dach ist möglich, aber nur unter klaren Voraussetzungen. Damit Ihnen aus der Wohnsituation keine wirtschaftlichen Nachteile entstehen, empfehle ich frühzeitige rechtliche Beratung. Denn selbst wenn das Herz schon weitergezogen ist, zählt im Zweifel nur, was rechtlich nachweisbar ist.